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Xtra Herbst 2017

die Klinik von sich aus Dritten Zugang zu dem von ihr erarbeite- ten Zusatzwissen gewähren. Wenngleich Watson Health sich zunächst auf die USA kon- zentrierte, so nutzen bereits heute weltweit mehr als 45 Klini- ken dieses System – beispielsweise seit Ende 2015 an den Mani- pal Hospitals im indischen Bangalore, aber auch in Thailand, China und Korea. Und nicht zuletzt derzeit das Zentrum für unerkannte und seltene Erkrankungen am Universitätsklinikum Marburg, das sich zufälligerweise ZusE abkürzt: Kon- rad Zuse entwickelte 1943 den ersten frei programmierbaren Digitalrechner. In Marburg wird Watson zwölf Monate lang dafür angelernt, bis zu fünf Kilo- gramm schwere Krankenakten zu einer Diagnose zu kondensieren, daraus die seltene Krankheit zu erkennen und dann Fachliteratur nach einer passen- den Therapie zu durchforsten. WATSON FÜR DEN GESUNDHEITSSEKTOR: ibm.com/watson/health/ #solutions WATSON FÜR NERDS: heise.de/tp/features/ Warum-Watson- ein-Durchbruch-ist- 3393439.html Aber auch IBM selbst entwickelt Watson Health weiter. Das Unterneh- men beschäftigt damit weltweit rund 7.000 Mitarbeitende, darunter Ärzte und Krankenschwestern, über 100 Daten-Wissenschaftler so- wie Gesundheitspolitiker und Epidemiologen. Sie arbeiten un- ter anderem an der Anwendung von Watson auch in der Geno- mik, bei Diabetes sowie bei neurologischen Erkrankungen wie Amyotropher Lateralsklerose (ALS) und Parkinson. DIE ARBEIT WIRD NICHT WENIGER, SONDERN INTERESSANTER Übernimmt „Dr. Watson“ zusammen mit Robotern in Chirurgie und Pflege also irgendwann das gesamte Krankenhaus? „Künst- liche Intelligenz“ gilt ja als vierte industrielle Revolution, sodass man einige Erfahrung aus den vorherigen hat. Als erste Form des Computers gilt die Lochkartensteuerung mechanischer Web- stühle, eingeführt 1805 von Joseph-Marie Jaquard. Und seit die- ser ersten industriellen Revolution ist das Muster immer gleich: Auf eine Phase der Irritation folgt ein Anstieg der Produktivität, verbunden mit einer höheren Nachfrage nach qualifizierten Ar- beitsplätzen. Alles spricht dafür, dass der heutige Umbruch die Produktivität nochmals steigert, den Menschen von bisheriger Routinearbeit entlastet und in diesem Fall zu einer verbesserten Lebensqualität der Patienten führt. SUMMARY Eine Watson genannte Software von IBM kann Daten nicht nur speichern, sondern auch auswerten und ist lernfähig. Erste Anwendungen von Watson Health in der medizini- schen Diagnose und Therapieentscheidung sind vielver- sprechend. HINTERGRUND Phänomen Watson Erstmals wird künstliche Intelligenz in der Medizin angewendet AUF DEM WEG ZUR KÜNSTLICHEN INTELLIGENZ Begriffe wie „Künstliche Intelligenz – KI“, „Artificial Intelligence – AI“, „Cognitive Computing“ oder „neuronale Netzwerke“ beschreiben neuartige Computersysteme. Sie alle versuchen, Struktur und Fähigkeiten des menschlichen Gehirns nachzubilden. Ihre Programme verstehen menschliche Sprache, arbeiten assoziativ, lernen, bewerten und ziehen daraus eigene Schlüsse. Ob es jedoch überhaupt möglich ist, das menschliche Gehirn in seiner Komplexität nachzubilden, bezweifeln die meisten Forscher. Als Probe auf Menschenähn- lichkeit wird der Turing-Test gesehen: Stellt ein Mensch einem Computer Fragen und kann allein anhand der Antwort nicht mehr zwischen Mensch oder Computer auf der anderen Seite unterscheiden, so gilt der nach dem britischen Mathematiker Alan Turing (1912–1954) benannte Test für bestanden. Das vermochte bislang noch keine Software zu leisten – auch Watson nicht. VOM SCHACHCOMPUTER ZUM DIAGNOSE-INSTRUMENT Namenspate für das Softwaresystem Watson ist Thomas J. Watson, der IBM bis zu seinem Tod im Jahr 1956 leitete. Es könnte mit gleichem Recht aber auch Dr. John H. Watson sein, der Sidekick von Sherlock Holmes in den Detektiv- geschichten von Sir Arthur Conan Doyle. Der Autor nahm sich seinen akademischen Lehrer, Medizinprofessor Joseph Bell, zum Vorbild. Der wiederum gilt als Pionier der Forensik, weil er allein aus präziser Beobachtung der Gesamtper- sönlichkeit – vom Gangbild bis zum Sprachduk- tus – seine Diagnosen erstellte. Nicht zuletzt rückt James D. Watson ins Bild, der 1953 zusammen mit Francis Crick die Doppelhelix- Struktur der DNS fand. Schließlich sind darin die genetischen Informationen digital codiert und werden digital weitergegeben.

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