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Xtra Herbst 2017

COGNITIVE COMPUTING Daten der Patientin verglichen und präsentierte Prof. Satoru Miyano von der Universität Tokyo das Ergebnis: Die 60-Jährige leide an myeloischer Leukämie. Die gezielte Therapie konnte sofort einsetzen. „Watson birgt das Potenzial, die Welt zu ver- ändern“, kommentierte Prof. Miyano. TIEFGEHENDES FRAGE- UND ANTWORTSPIEL Bis dahin musste Watson allerhand lernen. Hierzu muss man sich klarmachen, dass Watson keine gabelfertige Software wie das Schreibprogramm Word ist. Vielmehr ist Watson wie ein Baby, das mit weitaus mehr Möglichkeiten als Fähigkeiten auf die Welt kommt. Watson ist vergleichbar mit einem geneti- schen Code, einer Gehirnstruktur. „Watson brigt das Potenzial, die Welt zu verändern."“ Prof. Saturo Miyano, Universität Tokyo Dank dieser Eigenschaft beherrscht die Software etwas, das in der IT-Sprache „tiefgehendes Frage- und Antwortspiel“ genannt wird. Dieses „Deep- QA-Konzept“ gleicht einer Gruppe beliebig vieler Experten, die eine Hypothese bewerten. Watson ge- wichtet die Urteile, wertet sie aus, zieht seine Schlüsse, lernt dazu. Ein Jahr lang brauchte ein Team von Ärz- ten und Computerspezialisten am Memorial Sloan Kettering Cancer Center, der privaten Krebsklinik von Weltruf in New York, um Watson für eine spezielle Aufgabe zu trainie- ren: Ärzten bei der Erstellung eines optimalen Behandlungsplans für individuelle Krebspatienten wirkungsvoll zu unterstützen. Das Ergebnis ist Watson Oncology, eine eben auf diese Aufgabe spezialisierte Version von Watson. Und da Watson ein lernendes System ist, entwickelt auch Watson Oncology seine Fähigkeiten immer weiter. Im Prinzip könnte die Soft- ware mit dem herausragenden Zusatzwissen dieser Klinik überall auf der Welt die klinischen Daten eines Krebs- patienten analysieren, mit der neuesten Fachliteratur – jähr- lich erscheinen weltweit rund 45.000 Forschungsartikel al- lein zum Thema Krebs – abgleichen und eine individualisier- te, evidenzbasierte Therapie entwickeln. Dadurch würden sich nicht nur die Experten an einer einzigen Klinik vervielfa- chen, sondern ihr Wissen stünde an jedem Ort der Welt zur Verfügung. Doch dieser Erkenntnisgewinn bleibt zunächst einmal Ei- gentum der Klinik. Weder sie noch IBM stellt ihn anderen zur Verfügung. Das IT-Unternehmen will damit aber nicht nur den wirtschaftlichen Vorsprung seiner einzelnen Kunden sichern, denn: „Somit behält die jeweilige Organisation immer die volle Kontrolle über ihre Daten und kennt zudem die Qualität der Datenbasis.“ Das seien zwei zentrale Kriterien, die Manipulati- onen nahezu unmöglich und die Lösungsvorschläge des Sys- tems immer auch nachvollziehbar machten. Allerdings kann 58 / 59 XTRA 2 _ 2017 Das hochmoderne Münchner Leukämielabor sequenziert, speichert und analysiert mit Watson die Genome von 5.000 Leukämiefällen MÜNCHNER LEUKÄMIELABOR Diagnostik vervollkommnen Mit Watson Leukämiebiologie verstehen Im Frühjahr 2017 startete das Münchner Leukämielabor GmbH (MLL) ein Forschungspro- jekt mit IBM Watson Health. Der Sysmex Kunde ist ein auf Leukämie- und Lymphomerkrankun- gen spezialisiertes Diagnostik- und Forschungs- labor. Zusammen mit Illumina und der Sequen- zierungsplattform NovaSeq werden 5.000 Leukämiefälle komplett Genom-sequenziert, gespeichert und analysiert. Der dabei entste- hende Technologieprototyp soll diese genomi- schen Daten mit den vorher bekannten phänotypischen Daten in Beziehung setzen und mithilfe aktueller Guidelines zur Diagnostik und Therapie sowie medizinischer Literatur und Studienergebnissen analysieren und interpretie- ren. Allein in Deutschland werden jährlich 15.000 Neudiagnosen bei Leukämien gestellt. Die für diese Studie zur Verfügung stehende Biobank im MLL, die für verschiedene Sequen- zierungsschritte verfügbaren Proben, sind aus über 500.000 Einsendungen des MLL speziell selektiert worden. Ziel ist unter anderem, die Diagnostik zu verbessern und neue Erkenntnisse zur Leukämiebiologie zu gewinnen. „So können wir die Entwicklung stärker personalisierter Behandlungsstrategien voranbringen“, betont Prof. Torsten Haferlach, CEO des Münchner Leukämielabors.

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