Intelligente Infektions-Diagnostik durch Procalcitonin
Im Kampf gegen bakterielle Infektionen werden in Deutschland pro Jahr je nach Schätzung zwischen 250 und 300 Tonnen Antibiotika in der Humanmedizin verabreicht, wobei ein großer Anteil dabei seinen Einsatz im Kampf gegen Atemwegsinfekte findet. Analog zum steigenden Verbrauch der Antibiotika hat sich allerdings auch die Zahl der resistenten Keime gesteigert. Neben MRSA wird auch eine zunehmende Anzahl an Resistenzen bei gramnegativen Bakterien beobachtet. Diese Entwicklungen machen deutlich, dass einem Antibiotikaeinsatz eine möglichst differenzierte Diagnostik vorausgehen und Therapieerfolge entsprechend überwacht werden sollten. Dazu kann der Biomarker Procalcitonin (PCT) ein wichtiges Hilfsmittel sein. Beim PCT handelt es sich um die Vorstufe eines Schilddrüseneigenen Hormons, die unter natürlichen, physiologischen Voraussetzungen nicht oder in nur geringen Konzentrationen (< 0,5 μg/l) im Blut von Gesunden zu finden ist. Die Freisetzung von PCT zum Beispiel aus der Leber wird unter anderem von bakteriellen Endotoxinen erhöht, was zu Konzentration von bis zu 10.000 μg/l im Blut führen kann.
Ab 01.07.2018: Der zielgerichtete Antibiotikaeinsatz soll innerhalb des „Gesetz zur Stärkung der Arzneimittelversorgung in der GKV“ eine zentrale Rolle spielen. Klar ist jetzt, dass der Erweiterte Bewertungsausschuss eine neue Kennnummer im EBM geschaffen hat, die Leistungen die innerhalb des Gesetz zur Stärkung der Arzneimittelversorgung in der GKV‘ erbracht werden von der Steuerung durch den Labor-Wirtschaftlichkeitsbonus befreit. Unter den befreiten Leistungen befindet sich auch mit der EBM-Ziffer 32459 das Procalcitonin, das zur Differenzierung zwischen viral oder bakteriell verursachten Infektionen der Atemwege beitragen kann. Die EBM – Ziffer 32459 für das Procalcitonin und auch alle anderen unter der EBM-Kennnummer 32004 zusammengefassten Laborleistungen sind im EBM-Kapitel 32.3 Spezielle Laboratoriumsuntersuchungen, molekulargenetische und molekularpathologische Untersuchungen angesiedelt. Somit können diese nur von Laborärzten oder Ärzten mit vergleichbarer Qualifikation ausgeführt und abgerechnet werden. Der Allgemeinmediziner ist mit einem kostenlos zu erbringenden Aufwand für Blutentnahme oder Abstrichen konfrontiert, die eigentliche Analyse muss er überweisen. Der Versuch sich als Hausarzt dem erhöhten Aufwand durch eine ‚Nichtbefassung‘ zu entziehen wird sehr wahrscheinlich nicht gelingen, da die Prüfgremien bei Antibiotikaverschreibungen auf diese vorgeschaltete Diagnostik achten und ggf. Arzneimittelregresse verhängen werden. Zum detailierten Bericht der Medical Tribune kommen Sie hier.
Procalcitonin als spezifischer Biomarker für bakterielle Infektionen
Im Gegensatz dazu werden keine erhöhten PCT-Werte bei einer viralen Infektion beobachtet. PCT ist damit ein wichtiger Biomarker bei der Diskriminierung zwischen bakteriellen und viralen Infektionen. Somit kann mithilfe von PCT zwischen einer akuten Bronchitis und einer Lungenentzündung entschieden werden. Eine aktuelle Studie aus dem Sommer dieses Jahres kam zudem zu dem Schluss, dass sich PCT auch dazu eignen könnte, zwischen gramnegativen und grampositiven Bakterieninfektionen sowie Pilzinfektionen zu unterscheiden [1]. Die Wissenschaftler konnten in ihrer Studie zeigen, dass Serum-PCT-Werte bei Personen mit einer durch gramnegative Bakterien verursachten Sepsis signifikant erhöht waren gegenüber PCT-Werten bei Patienten mit einer grampositiv- bzw. pilz-induzierten Sepsis. Eine differenzierte, quantitative Bestimmung von PCT-Werte könnte also damit in der Zukunft zusätzliche Entscheidungshilfen bei der Auswahl eines Antibiotikums liefern.
Gramnegativ oder grampositiv?
Neben der Differenzierung zwischen viraler oder bakterieller Infektion kann PCT auch bei der Einschätzung des Schweregrades einer bakteriellen Infektion helfen und eine Prognose in Bezug auf den weiteren Verlauf liefern. Wird bei einem Patienten ein besonders rapider Anstieg der PCT-Werte im Blut beobachtet, der über einen längeren Zeitraum stabil bleibt, sind dies Indikatoren für eine schwere bakterielle Infektion, die zu Komplikation führen kann. Führt eine Antibiotikatherapie nicht zu einer entsprechenden Reduktion der PCT-Werte im Blut, könnte diese zeitnah angepasst und variiert werden, wodurch sich zum einen ein Fortschreiten der Symptome bei einem Patienten frühzeitig verhindern und zudem ein unnötiger Einsatz von möglicherweise nutzlosen Antibiotika reduzieren lassen kann. Dies zeigte sich unter anderem in der ProHOSP-Studie, bei der sowohl Verschreibungsrate wie auch -dauer von Antibiotika bei Patienten mit Infektionen der unteren Atemwege unter PCT-Monitoring gegenüber einer Kontrollgruppe deutlich verringert wurde [2].
Verlässliche PCT-Werte durch die AFIAS-Systeme
Für eine verlässliche und einfache quantitative in vitro-Bestimmung von PCT aus EDTA-Vollblut oder Plasma bieten die AFIAS-Systeme mit dem PCT-Test das entsprechende Hilfsmittel für Diagnostik, Abschätzung, Überwachung und Beurteilung eines bakteriellen Infektes in ihrer Praxis und der damit verbundenen antibiotischen Behandlung. Der transportable Analyzer liefert ihnen in nur 12 Minuten aussagekräftige PCT-Werte und ermöglicht ihnen somit zeitnah fundierte Entscheidungen für die individuelle Therapie des einzelnen Patienten zu treffen.