Präventives Potential von Vitamin D (wird) verschenkt!
So hat es zumindest das Robert Koch-Institut nach Analyse zweier Studien zum Vitamin D-Status in Deutschland formuliert (1). Dabei haben die Wissenschaftler ermittelt, dass von den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen (1-17 Jahre) 45,6 % und Erwachsenen (18-76 Jahre) 56 % einen Serumspiegel von unter 50 nmol/l bzw. 20 ng/ml 25(OH)-D aufwiesen (KiGGS, 2003-2006; 10.015 Teilnehmende; DEGS1, 2008-2011, 6.995 Teilnehmende). Auch wenn es sich bei der Datenerhebung um Punktprävalenzen handelte, kam das RKI zu der Schlussfolgerung, dass damit etwa die Hälfte der Deutschen über alle Altersgruppen hinweg zumindest kurzzeitig das präventive Potential von Vitamin D nicht voll ausschöpfen.
Es geht um mehr als Knochen!
Und dabei geht es um mehr als die Knochengesundheit, denn Vitamin D spielt in einer Vielzahl weiterer physiologischer Prozesse eine wichtige Rolle (2). So gibt es Hinweise, dass ein durchgängig ausreichender Vitamin D-Status die Krebssterblichkeit bei Darmkrebs (3) ebenso reduzieren kann wie die Mortalität infolge eines Herzinfarktes (4). Darüber hinaus wird ein Vitamin D-Mangel als Risikofaktor im Zusammenhang mit diversen Autoimmunerkrankungen wie Multipler Sklerose diskutiert (5). Mögliche protektive Effekte von ausreichenden Serum Vitamin D-Spiegeln werden im Zusammenhang mit Hirnleistung, Demenz und Parkinson untersucht (6) und darüber hinaus auch im Zusammenhang mit SARS-CoV19-Infektionen und dem Immunsystem allgemein (7).
Faktor auch bei Depression (und Angstzuständen)?
Die Rolle von Vitamin D bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen wird ebenfalls vermehrt diskutiert (8). So berichtet eine aktuelle Studie aus Deutschland zum Beispiel von positiven Effekten einer Vitamin D-Supplementierung bei Kindern und Jugendlichen in psychiatrischer Behandlung (9) während eine andere einen positiven Einfluss von Vitamin D in der Behandlung von Depression postuliert (10). Allerdings ist die Datenlage auch auf diesem Gebiet noch nicht endgültig geklärt, was vielfältige Ursachen hat.
Vergleichbare Studien und Daten nötig!
Ein Grund ist dabei das Fehlen von vergleichbaren Studien, aber auch von entsprechenden Datensätze über den Vitamin D-Status wie auch die verabreichten Dosen bei einer Supplementierung. Umfassendere Bestimmungen des Vitamin D-Status würden dabei sowohl der Forschung wie auch niedergelassenen MedizinerInnen helfen, die ihren PatienInnen dadurch bedarfsorientiert und individuell angepasst eine Vitamin D-Supplementierung bei entsprechender Symptomatik empfehlen könnten (11). Denn schließlich möchte niemand auf ein präventives Potential wie das von Vitamin D verzichten – auch wenn die Evidenz in einigen Bereichen noch nicht eindeutig bewiesen ist.