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Früh erkennen & Leben retten - Die Bedeutung der Tumorfrüherkennung


Das Ziel der Früherkennung ist es, jede Form von Veränderung in einem Zielorgan möglichst frühzeitig aufzuspüren und effektiv zu behandeln. So wie zu Beginn des Jahres beim britischen König Charles III. Bei einer routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung war bei dem Monarchen eine Veränderung der Prostata aufgefallen und eine entsprechende Therapie umgehend eingeleitet worden

Tumorfrüherkennung in Deutschland

Wie wichtig Krebsfrüherkennung – nicht nur für Könige – ist zeigt sich daran, dass Deutschland über ein bevölkerungsweites, freiwilliges und von den Krankenkassen finanziertes Programm zur Tumorfrüherkennung verfügt. Durch entsprechende Gesetze im Sozialgesetzbuch (SGB V) in Abstimmung mit dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) ist genau geregelt, mit welchen Verfahren für welche Personenkreise ab welchem Alter und in welchem zeitlichen Intervall Tumorfrüherkennung durchgeführt werden sollte. Zurzeit umfasst die Empfehlung des G-BA Früherkennung für Gebärmutterhals-, Darm-, Brust-, Haut- und Prostatakrebs (1).

Die Kriterien für eine gute Früherkennung

Ziel dieses bundesweiten Früherkennungsprogramms ist es, Tumore möglichst frühzeitig zu erkennen und dadurch unter anderem Überlebensraten und Lebensqualität von betroffenen Personen zu verbessern und gleichzeitig die Gesundheitssysteme zu entlasten. Um dies zu gewährleisten, muss eine Früherkennungsmaßnahme die folgenden Kriterien erfüllen: 

  • Sie sollte wenig belastend für Patient:innen sein.
  • Sie sollte zuverlässige Ergebnisse liefern.
  • Sie sollte finanzierbar sein. 
  • Sie sollte messbare Vorteile für Betroffene bringen. 

Während bei Gebärmutterhals- und Darmkrebsfrüherkennung die Erfüllung dieser Kriterien in Fachkreisen unumstritten ist, sieht es bei den letztgenannten drei Krebsarten von Brust, Haut und Prostata anders aus. Dabei drehen sich die Diskussionen nicht nur um einen möglichen Nutzen für die Patient:innen, sondern teilweise um die gesetzlich zugelassenen Verfahren, und damit um die Kostenübernahme bei alternativen diagnostischen Ansätzen durch die Krankenkassen. Zudem gibt es Diskussionen darüber, ob nicht weitere Krebsarten, wie zum Beispiel Harnblasenkrebs, in das Früherkennungsprogramm aufgenommen werden sollten.

Die Früherkennung von Harnblasenkarzinomen

Außer für spezielle Risikogruppen oder Personen mit entsprechenden Beschwerden sind Vorsorgeuntersuchungen auf Blasenkrebs zum jetzigen Zeitpunkt in Deutschland nur als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) vorgesehen. Und dass, obwohl laut aktueller Zahlen des Zentrums für Krebsdaten in Deutschland (ZfKD) das Harnblasenkarzinom im Neuerkrankungsregister bei Männern auf Platz 4 und bei Frauen auf Platz 12 liegt, was in der Summe 18.270 Personen entspricht, die im Jahr 2018 neu an einem Harnblasenkarzinom erkrankten - Prognose steigend (2). Dabei muss berücksichtig werden, dass bei diesen Zahlen knapp 13.000 Fälle von nicht-invasiven papillären Karzinomen und in-situ Tumoren der Harnblase unberücksichtigt sind, da diese Tumore trotz eines hohen Risikos auf Progression und Rezidivierung derzeit laut ICD-10 nicht zu den bösartigen Tumoren gezählt werden. Patienten ohne entsprechende Indikation müssen somit eine Früherkennung auf Harnblasenkrebs als IGeL-Leistung aus eigener Tasche bezahlen. Zu Verfügung stehen dazu Biomarker-basierte Schnelltests, deren klinischer Nutzen in einer prospektiven, multizentrischen Studie aus Deutschland aktuell evaluiert wurde (4). Nach der Analyse von mehr als 700 Urinproben gesunder und betroffener Personen kamen die Forscher dabei zu dem Schluss, dass vor allem der BTAstat® Schnelltest Potential für einen routinemäßigen Einsatz in der Klinik hat, da er unter anderem die höchste Sensitivität bei der Bestimmung von hochgradigen, nicht-invasiven papillären Urothelkarzinomen aufwies, also von genau jenen Veränderungen der Harnblase mit einem hohen Progressions- und Rezidivrisiko. Diese Arten von Veränderungen frühzeitig diagnostisch zu erfassen und anschließend routinemäßig zu überwachen entspricht im Grundsatz den Zielen des Früherkennungsprogramms in Deutschland. Diese und weitere Studien sollten hoffentlich dazu beitragen, dass eine Schnelltest-basierte Früherkennung auf Tumore der Harnblase in das bundesweite Programm mit aufgenommen wird.

Prostatakrebs frühzeitig erkennen & bekämpfen

Der Fall der Blasenkrebsfrüherkennung gilt auch für den Schnelltest zur Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA). Im Gegensatz zu der kostenfreien, jährlichen Abtastung der Prostata für Männer ab 45 steht dieser Schnelltest nur als IGeL-Leistung zur Krebsfrüherkennung zur Verfügung. Im IGeL-Monitor wird die Frage, ob ein PSA-Schnelltest Männer vor einem Tod durch Prostatakrebs bewahren kann, mit tendenziell negativ beantwortet (4). Argumente für diese negative Einstufung sind die noch nicht ausreichende Evidenz für einen Nutzen und die Sorge um Übertherapie. Denn tatsächlich kann der PSA-Test auch Formen von Prostataveränderung aufspüren, die Männern wahrscheinlich Zeit ihres Lebens keine gesundheitlichen Probleme bereiten würden. Eine Behandlung und die damit assoziierten Nebenwirkungen entsprächen damit nicht dem Kriterium für einen Vorteil für Betroffene. Befürworter des Testverfahrens führen dagegen an, dass vor allem quantitative Bestimmungen des PSA bei einem längerfristigen Monitoring von Patienten mit noch gutartigen Veränderungen der Prostata von großem Nutzen sein könnte. Denn ein geringer PSA-Wert und ein langsamer Anstieg über die Zeit sind mit einer guten Prognose assoziiert. Somit könnte durch ein langfristiges PSA-Monitoring gar Übertherapie vorbeugt werden.

Unser Fazit: Früherkennung lohnt sich!

Anhand der beiden Beispiele von Prostata- und Harnblasenkarzinom wird deutlich, dass ein Einsatz aller zur Verfügung stehenden diagnostischen Möglichkeiten immer wieder im Sinne der Patient:innen geprüft und individuell angepasst werden muss. Der gesetzliche Rahmen sollte dazu ausreichend Entscheidungsfreiheit ermöglichen. Denn Tumorfrüherkennung für eine umfassende Gesundheitsvorsorge spielt nicht nur im bevölkerungsweiten Screening eine wichtige Rolle, sondern der gezielte Einsatz evaluierter Testmethoden kann darüber hinaus auch die Basis für ein effektives Monitoring von Patient:innen bilden und als Resultat Kosten und psychische Belastungen reduzieren.

Weiterführende Informationen und Quellen

1. https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/frueherkennung/index.php 
2. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/krebsarten_node.html 
3. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1078143923002259 
4. https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/psa-test-zur-frueherkennung-von-prostatakrebs.html