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Ein Neugeborenes mit Windel liegt in einem Kranknehausbettchen. Die Brust wird mit einem Stethoskop abgehört.

IL-6 (als klinischer Parameter) bei neonataler Sepsis – ein Bericht aus der Klinik!


Etwa 1,4 Millionen Neugeborene weltweit sterben jedes Jahr an einer bakteriellen Infektion (1). 84% dieser neonatalen Todesfälle durch früh oder spät auftretende Sepsis (EOS bzw. LOS, eng. early- bzw. late-onset sepsis) könnten mit entsprechender zeiteffektiver Differentialdiagnostik vermieden werden.Diese könnte zudem den Sepsis-assoziierten Antibiotikaeinsatz zielgerichteter ermöglichen. Aus diesem Grund werden seit Jahren ergänzende Optionen in der Sepsis-Diagnostik bei Neugeborenen in der Praxis getestet und evaluiert. Die Gesellschaft für Neonatalogie und Pädiatrische Intensivmedizin empfiehlt in ihrer Leitlinie deshalb bei einem Infektionsverdacht neben der Blutkulturdiagnostik die Bestimmung von C-reaktivem Protein (CRP), Interleukin-6 oder -8 (IL-6/-8) sowie ein Differentialblutbild. Die Empfehlung stützt sich unter anderem darauf, dass in sechs prospektiven Studien die kombinierte Bestimmung von CRP und IL-6/-8 unmittelbar nach dem ersten klinischen Verdacht auf eine bakterielle Infektion einen negativen prädiktiven Wert von 94 Prozent aufweist und zusätzlich Sensitivität und Spezifität in Kombination deutlich gegenüber den einzelnen Parametern allein erhöht. Welchen Einfluss die Bestimmung beider Laborparameter auf die Diagnostik und die daran angeschlossene Antibiotikabehandlung bei neonataler Sepsis haben kann, beschreibt unter anderem eine retrospektive Analyse aus dem Universitätsklinikum Erlangen (2).

Novellierung diagnostischer Kriterien

Dort wurde IL-6 als zusätzlicher Laborparameter in das Screening von gesunden Reifgeborenen mit mütterlichen Risikofaktoren* und Verdacht auf EOS im Herbst 2021 integriert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde bei gesunden Reifgeborenen mit mütterlichen Risikofaktoren und einem CRP-Wert über 10 mg/L routinemäßig eine Antibiotikatherapie eingeleitet, unabhängig von klinischen Hinweisen auf eine Sepsis. Dieses Vorgehen wurde im Herbst 2021 so modifiziert, dass Neugeborene dieser Stichgruppe in den ersten 48h durch geschultes Fachpersonal auf klinische Anzeichen einer EOS überwacht und beurteilt wurden. Bei einem ersten Verdacht auf EOS wurde eine laborchemische Bestimmung von IL-6 und CRP durchgeführt und bei erhöhten Werten eine Antibiotikatherapie eingeleitet. Neugeborene mit negativen Testergebnissen für IL-6 und CRP erhielten keine Antibiotikatherapie. Verglichen wurden unter anderem die Anzahl der Antibiotikabehandlungen wegen möglicher EOS für das Jahr 2022 (nach Umstellung der diagnostischen Kriterien) mit dem Vergleichszeitraum 2019/2020.

Laborergebnisse aus Kapillarblut innerhalb weniger Minuten

Um die beschrieben Vorteile einer kombinierten IL-6 und CRP-Bestimmung umfassend und zeiteffizient für die Diagnostik neonataler bakterieller Infektionen nutzen zu können, bietet Ihnen HITADO mit der AFIAS Multiparameter Plattform einen verlässlichen Partner, mit dem Sie schnell und präzise mittels Fluoreszenz-Immunoassy Testergebnisse in Laborqualität direkt vor Ort - sei es auf der Intensiv- oder auf der Neugeborenenstation oder in der Kinderaztpraxis - innerhalb weniger Minuten ermitteln können. Mit seiner innovativen C-Tip-Kapillare benötigt das AFIAS POC-System für die Bestimmung von IL-6 und CRP zudem nur die geringe Probenmenge von 30 bzw. 10 µl nicht venösem Blut, was in der neonatalen Diagnostik einen besonderen Vorteil darstellt. Je nach Ausführung können Sie mit dem AFIAS 1, 3 oder 6 bis zu sechs unterschiedliche Laborparameter zeitgleich parallel und vollautomatisch bestimmen und damit das komplette Entzündungsportfolio umfassend und kosteneffektiv abdecken. Das schont Ressourcen sowohl in der Klinik wie in der Praxis bei gleichzeitig hoher Qualität und Zuverlässigkeit.

Zum AFIAS-1Zum AFIAS-3Zum AFIAS-6

Deutlicher Rückgang unnötiger Antibiotikabehandlungen

Es zeigte sich, dass nach Umstellung der diagnostischen Kriterien für EOS signifikant weniger Reifgeborene der untersuchten Stichgruppe auf Sepsis mit Antibiotika therapiert werden mussten (eine Abnahme von 7,3 auf 2,8 Prozent). In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass kein reifgeborenes Baby mit mütterlichen Risikofaktoren und erhöhtem CRP aber ohne klinische Symptomatik im Jahr 2022 eine EOS-assoziierte Antibiotikatherapie erhielt, während im Vergleichszeitraum 2019/2020 vor der Integration von IL-6 und klinischer Überwachung in die EOS-Diagnostik zwischen 60-75 Neugeborene pro Jahr vorsorglich aber unnötigerweise mit Antibiotika behandelt wurden. Damit reduzierte sich die Zahl unnötiger Antibiotikatherapien deutlich, bei gleichbleibender Überlebensrate der betroffenen Neugeborenen.

Mit einem Finger im blauen Handschuh wird eine Testkassette in eine Analysegerät geschoben.

Zeitspezifisches Muster von IL-6 und CRP nützlich

Die Verfasser:innen der Studie schreiben die beobachteten Ergebnisse vor allem der Kombination von klinischen und laborchemischen Parametern bei der Diagnostik zu. Dabei beurteilten sie den kinetischen Zusammenhang von IL-6 und CRP als besonders hilfreich für die Praxis, da durch die früh erhöhten Werte von IL-6 eine zeitliche Ersparnis bei der Diagnose einer EOS von bis zu einem Tag möglich sei. Diese Beobachtung deckt sich auch mit weiteren Studien an teilweise anderen Stichgruppen, wo der zeitliche Vorteil auf bis zu zwei Tage bei LOS beziffert wird (3,4). Die hier vorgestellten Ergebnisse aus Erlangen belegen auch, dass ein erhöhter CRP-Wert über 10 mg/l allein nicht aussagekräftig für eine EOS ist und zu einer Überbehandlung mit Antibiotika führen kann. Dieses Ergebnis deckt sich ebenfalls mit denen einer anderer Studie (5). Somit wird IL-6 als ein wichtiger laborchemischer Parameter bestätigt, der das Potential hat, einen Anstieg in CRP vorherzusagen und damit in Kombination mit der Klinik die Diagnostik für eine neonatale Sepsis deutlich zu verbessern und zu beschleunigen. Als Sepsis-relevante Grenzwerte für IL-6 wurden zudem aktuell 80 pg/ml an Tag 1, 40 pg/ml Tag 2-7, und 30 pg/ml nach Tag 7 beschrieben (6).

Zusatzinformationen & Literatur

*zu den mütterlichen Risikofaktoren gehörten u.a.: vorzeitiger Blasensprung (>18h vor Geburt), vorzeitige Wehen, Fieber der Mutter unter der Geburt, erhöhtes C-reaktives Protein der Mutter, GBS-positiver Abstrich der Mutter.
  1. https://register.awmf.org/assets/guidelines/024-008l_S2k_Bakterielle_Infektionen_Neugeborene_2021-03-abgelaufne.pdf (aufgerufen: 03.03.2025)
  2. Schleier, M.; Lubig, J.; Kehl, S.; Hébert, S.; Woelfle, J.; van der Donk, A.; Bär, A.; Reutter, H.; Hepp, T.; Morhart, P. Diagnostic Utility of Interleukin-6 in Early-Onset Sepsis among Term Newborns: Impact of Maternal Risk Factors and CRP Evaluation. Children 2024, 11, 53. https://doi.org/10.3390/children11010053
  3. Küster H, Weiss M, Willeitner AE, Detlefsen S, Jeremias I, Zbojan J, Geiger R, Lipowsky G, Simbruner G. Interleukin-1 receptor antagonist and interleukin-6 for early diagnosis of neonatal sepsis 2 days before clinical manifestation. Lancet. 1998 Oct 17;352(9136):1271-7. doi: 10.1016/S0140-6736(98)08148-3. PMID: 9788457. 
  4. Kiser C, Nawab U, McKenna K, Aghai ZH. Role of guidelines on length of therapy in chorioamnionitis and neonatal sepsis. Pediatrics. 2014 Jun;133(6):992-8. doi: 10.1542/peds.2013-2927. Epub 2014 May 5. PMID: 24799549.
  5. Kiser C, Nawab U, McKenna K, Aghai ZH. Role of guidelines on length of therapy in chorioamnionitis and neonatal sepsis. Pediatrics. 2014 Jun;133(6):992-8. doi: 10.1542/peds.2013-2927. Epub 2014 May 5. PMID: 24799549.
  6. Küng E, Unterasinger L, Waldhör T, Berger A, Wisgrill L. Cut-off values of serum interleukin-6 for culture-confirmed sepsis in neonates. Pediatr Res. 2023 Jun;93(7):1969-1974. doi: 10.1038/s41390-022-02329-9. Epub 2022 Oct 10. PMID: 36216867; PMCID: PMC10313515.