
Cystatin C in der Nieren-Funktionsdiagnostik
Die Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) ist ein international anerkannter, diagnostischer Richtwert zur Erfassung der Nierenfunktion. Eine GFR-Bestimmung ist unter anderem indiziert beim Monitoring von medikamentösen Therapien mit Einfluss auf die Nierenfunktion (z.B. Zytostatika), nach Nierentransplantationen zur Beurteilung der Transplant-Funktion, bei Patienten nach Kontrastmittelgabe um kontrastmittelassoziierte Nephropathien frühzeitig zu erkennen, oder bei Patienten mit anderen chronischen Erkrankungen in deren Verlauf auch Nierenfunktionsstörungen auftreten können (z.B. Diabetes, Hypertonie). Im klinischen Alltag wird die GFR mittels verschiedener Formeln bestimmt, in die auch die Veränderungen spezifischer labordiagnostischer Parameter mit einfließen. Dabei kann wahlweise das Serum-Kreatinin oder das Cystatin C bestimmt werden.
Cystatin C sensitiver als Kreatinin
Sowohl aus historischen wie auch ökonomischen Gründen wird die GFR heute noch häufig über das Serum-Kreatinin mithilfe der MDRD-Formel (Modification of Diet Renal Disease, 1994) bestimmt. In den letzten Jahren hat sich allerdings als Alternative die Cystatin C-Bestimmung im Serum etabliert, die gegenüber Kreatinin eine deutlich erhöhte analytische Sensitivität aufweist.

Bei Cystatin C handelt es sich um ein Protein, das mit konstanter Syntheserate von fast allen kernhaltigen Zellen im Körper synthetisiert wird. Von einer gesunden Niere wird Cystatin C filtriert, im proximalen Tubulus rückresorbiert und dann abgebaut, sodass seine Konzentration im Serum ausschließlich von der glomerulären Filtrationsrate der Niere abhängt. Damit können bereits kleinste Veränderungen in der Nierenfunktion als Veränderungen im Cystatin C-Spiegel im Serum erfasst werden, während sich der Kreatinin-Spiegel erst bei einem Verlust der Nierenfunktion von etwa 50 % verändert (kreatinin-blinder Bereich). Diese deutlich erhöhte diagnostische Effizienz von Cystatin C gegenüber Kreatinin wurde in Zusammenhang mit diabetischen Nephropathien in einer aktuellen Studie gerade bestätigt[1]. Darüber hinaus weist Cystatin C im Vergleich zu Kreatinin deutlich weniger interindividuelle Schwankungen in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, Muskelmasse, Proteinaufnahme oder Medikamenteneinnahme auf und ist damit ein deutlich verlässlicherer Marker als Kreatinin. Rein praktisch entfällt mit der Bestimmung der Cystatin C-Konzentration zudem das fehleranfällige Sammeln des 24-h-Urins zur Bestimmung der Kreatinin-Clearance.
Cystatin C auch im Zusammenspiel mit anderen diagnostischen Parametern interessant
Dass die Cystatin C-Bestimmung das Serum-Kreatinin im klinischen Alltag noch nicht überholt hat, liegt unter anderem daran, dass es lange Zeit an entsprechenden vollautomatisierten, standardisierten Messgeräte fehlte, mit deren Hilfe vergleichbare Cystatin C-Werte reproduzierbar ermittelt werden konnten. Hier liefert Hitado mit dem Eurolyser CUBE ein Point-of-care-Messsystem, mit dem die Cystatin C-Konzentration schnell und zuverlässig sowohl allein, wie auch in Kombination mit weiteren diagnostischen Markern ermittelt werden kann. Hier könnte vor allem ein Zusammenspiel mit diversen kardiovaskulären Markern interessant werden, da es in den letzten Jahren zahlreiche Studien gab, in denen ein Zusammenhang zwischen Nierenfunktionsstörungen und einem erhöhtem Risiko auf Arteriosklerose nachgewiesen wurden[2]. Wissenschaftler erwarten unter anderem, dass zukünftig auch Veränderungen bei der GFR zur Vorhersage von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen herangezogen werden könnten.
Nachweise
[1] Comparing the GFR estimation equations using both creatinine and cystatin c to predict the long-term renal outcome in type 2 diabetic nephropathy patients.
Pan Y, Jiang S, Qiu D, Shi J, Zhou M, An Y, Ge Y, Xie H, Liu Z.
J Diabetes Complications. 2016 Jul 21. pii: S1056-8727(16)30292-6. doi: 10.1016/j.jdiacomp.2016.07.013. [Epub ahead of print]
[2] Cardiovascular risk prediction in people with chronic kidney disease.
Matsushita K, Ballew SH, Coresh J.
Curr Opin Nephrol Hypertens. 2016 Aug 11. [Epub ahead of print]